Präsentation „Automatisierungs-Demystifizierungs-Diskurs-Maschine“

Impuls von Dr. Stefan Ullrich zur partizipativen Performance 'addm' für Besucher*innen

Stefan Ullrich

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Wir werden das FORUM in eine gewaltige Diskurs-Maschine verwandeln, welche Besucher*innen zu Bestandteilen einer Industrie-4.0-Fabrik werden lässt, die ganz mit Bleistift und (Recycling-)Papier funktioniert.


 


Die Automatisierungs-Demystifizierungs-Diskurs-Maschine ist eine interaktive Installation, in der grundlegende Begriffe industrieller Automatisierung sichtbar gemacht werden, darunter Arbeitsteilung, Taylorismus oder Kooperation. Darüber hinaus werden fundamentale Unterschiede zwischen menschlicher und maschineller Arbeitsweise deutlich gemacht, indem es Aufgaben (tasks) geben wird, die Besucher*innen mechanistisch ausführen sollen. Anstatt »Gehe bis zur Wand« ist auf der Anweisungskarte etwa »Gehe bis zu dem Hindernis, das du nicht überwinden kannst« zu lesen. Diese Aufgaben und die Handlungsanweisungen werden jeweils in Form eines Flyers bei der Rezeption an alle Besucher*innen ausgegeben. Der Flyer enthällt zusätzlich Kontextangaben zu fiktiven Lebens- und Arbeitsumständen, etwa, ob es sich bei der zu spielenden Arbeiter*in um eine Bewohner*in einer ländlichen Region des "globalen Nordens" handelt oder um eine Stadtbewohner*in des "globalen Südens". Der Flyer ist gewissermaßen das Charakterblatt mit den Spielregeln. Im Laufe des Spiels wird von den Teilnehmer*innen am Samstag eine gewaltige Installation (etwa eine Pyramide aus Pappboxen o.ä.) entstehen, die am Sonntag dann wieder entsprechend abgebaut bzw. recycled wird (cradle2cradle).


Es wird 4 Aufgaben (tasks) geben, die die Besucher zu erfüllen haben:
1.) Delivery
2.) Image Processing
3.) Crowdworking / Co-operation
4.) Content moderation


Die Aufgaben 1. Delivery und 3. Crowdworking können nebenher in den Pausen erledigt werden, für die 2. Image Processing und 4. Content moderation wird ein eigener Raum benötigt, Zeitbedarf jeweils 30 Minuten.


Vier Startpunkte in jeder Ecke des Gebäudes werden globale und regionale soziale Ungleichheit symbolisch verkörpern und mit entsprechend "arbeitsteiligen" bzw. unterschiedlichen Rahmenbedingungen die Erfüllbarkeit der tasks beeinflussen. Als Inzentivierung dient ab einer gewissen Punktzahl, die durch die Teilnahme erreicht werden kann, ein Suhrkamp-Taschenbuch von Joseph Weizenbaums "Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft". Allerdings sind, wie in der realen Welt, die Chancen bzw. Möglichkeiten, um dieses "Ziel" zu erreichen ungleich verteilt (entsprechend Nord/Süd-, Stadt/Land-Differenz). Darüber hinaus werden auf inhaltlicher Ebene aktuelle Probleme in die tasks integriert, wie z.B. im Bereich "content moderation" die Beschreibung der Arbeiter*innen ihrer eigenen Erfahrungen von Monotonie oder psychischer Belastung.


Aufgaben im Detail


1. Delivery


Zu Beginn der Konferenz wird es in dem »ländlichen Bereich des Südens« eine Unmenge an Boxen geben, die Rohstoffe oder Arbeitskraft oder Räumliches symbolisieren sollen. Diese Boxen sollen dann im Laufe des Samstags zu einem komplexen Gebilde (Pyramide o.ä.) nach festen Regeln aufgebaut werden. Wichtig hierbei ist, dass die Aufgaben theoretisch von einem Roboter bzw. nicht-nachdenkendem Wesen ausgeführt werden könnten. Grundlegende Prinzipien des Routings in der Informatik (etwa bei Netzwerkprotokollen wie TCP/IP) werden als Spielregeln zur Handlungsanweisung. Die einzelne Besucher*in kennt das übergeordnete Ziel nicht, nur ihren jeweiligen task (»wenn du einen Stapel mit 6 Boxen siehst, teile ihn in zwei à drei Boxen auf«).


2. Image Processing


Menschen sind sehr gut darin, Bilder auf Anhieb gleichzeitig zu erkennen und zu verstehen, Maschinen nicht. Wir verdeutlichen dies, indem wir den Teilnehmer*innen einen oder mehrere Sinne vorübergehend nehmen, ihnen beispielsweise eine blickdichte Brille aufsetzen und sie dann bitten, Boxen nach Farben zu sortieren. Eine Spielpartner*in darf dann beispielsweise nur sehen, nicht sprechen, dafür aber aufschreiben. Eine dritte darf dieses Aufgeschriebene vorlesen, beispielsweise den Hexadezimalcode der Farbe (#ff0000 für Rot), so dass die erste Person die Aufgabe durchführen kann.


3. Crowdworking


Der zweite task deutete schon an, dass die wahre Stärke und Effizienz des Systems Fabrik aus der Arbeitsteilung und der Spezialisierung entsteht. Auf dem Charakterblatt stehen bestimmte Förmlhigkeiten, die nur in der Kombination mit anderen Arbeiter*innen zum Erfolg führen. So kann die eine Person beispielsweise Wasser zu Mate verwandeln, die andere benötigt Mate, um zu schreiben, eine dritte benötigt, um sauberes Trinkwasser zu fördern. Die einzelnen Teilnehmer*innen wissen jedoch nicht, ob jemand bzw. wer über die benötigten Fähigkeiten verfügt.


4. Content moderation


Bei diesem task sollen die Teilnehmer*innen in kurzen Zitaten bestimmte Suchbegriffe identifizieren und markieren. Diese Zitate sind Originalaussagen und Transkripte von Clickworker*innen, in welchen sie ihre eigenen Erfahrungen von Monotonie oder psychischer Belastung beschreiben. Ein paar der Teilnehmer*innen sollen gezielt die Aussagen positiv umdeuten vermittels formaler scheinbar zunächst unverfänglicher Worttransformationen (z.B. »Streiche die Wörter, in denen die Buchstabenkombination N-I-C-H-T vorkommt«).


Task(s) completed – Sporangiumsbeitrag als Synthese am Samstagsabend


Impuls von Prof. Dr. Ina Schieferdecker zur Einbettung des Formats in das übergeordnete Konferenzthema mit dem in Ausarbeitung befindlichen Gutachten des WBGU zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Begleitend wird die in Kombination der Tasks entstandene Gesamtinstallation in Szene gesetzt ("flickering enlightenment").


Organisator*innen:


Prof. Dr. Ina Schieferdecker (WBGU, Weizenbaum-Institut, Fraunhofer Fokus) - https://www.wbgu.de/beirat/2016-2020/prof-dr-schieferdecker/


Dr. Stefan Ullrich (Weizenbaum-Institut, GI, FIfF) - https://www.cytizen.de/stefanullrich/


Dr. Adam Fish (Lancaster University) - http://www.lancaster.ac.uk/sociology/about-us/people/adam-fish


Dr. Florian Butollo (WZB, Weizenbaum-Institut) - https://www.wzb.eu/de/personen/florian-butollo


Dr. Diana Serbanescu (WZB, Weizenbaum-Institut) - https://vernetzung-und-gesellschaft.de/fg20/


Dr. Reinhard Messerschmidt (WBGU Geschäftsstelle) - https://www.wbgu.de/team/geschaeftsstelle/messerschmidt/


 


 

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