Programmieren lernen ohne Rechner

Der "Little Man Computer" von 1965 und andere Papiercomputer

Caspar Clemens Mierau

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In den 1960er-Jahren war der Bedarf an Programmierer:innen bereits drastisch höher als zunächst angenommen. Während ursprünglich die Hoffnung in schnellere Maschinen und expressivere Programmiersprachen zur Reduktion des Aufwands gesetzt wurde (eine Hoffnung, die sich bis heute hartnäckig hält), zeigte sich, dass Programmierprojekte förmlich explodierten. Zugleich war das Informatik-Studium vielerorts noch nicht institutionalisiert, dubiose private Ausbildungsinstitute boten fragwürdige Schulungen an und vor allem fehlte in der Regel ein wichtiges Element zum Erlernen des Programmierens: der Computer. Der Heimcomputer war noch ein knappes Jahrzehnt entfernt. Digitale Rechenmaschinen waren teuer, schwer zugänglich und konnten nicht beliebig für die Ausbildung zur Verfügung gestellt werden. Um einem gleichzeitig exponentiell steigenden Bedarf an Programmierpersonal entgegenzusteuern, bildeten sich in den 1960er-Jahren viele Strategien für eine Programmierausbildung ohne Computer heraus. Neben Spielzeugen, miniaturisierten Rechnern und Selbstbauanleitungen wurden Papiercomputer entwickelt, mit denen auf Papier in Maschinensprache oder Assembler nur als Konzept existierende Computer programmiert und die Befehle durch die programmierende Person selbst ausgeführt wurden. Einer der populärsten und bis heute in der Didaktik genutzte Papiercomputer ist der 1965 vom damaligen MIT-Student Stuart Madnick entwickelte "Little Man Computer" (LMC). Der Vortrag wird in einem kurzen historischen Abriss in das Thema Papiercomputer einleiten und das Programmieren mit dem LMC an einigen konkreten Beispielen vorführen. Ein Ausblick auf folgende Papiercomputer wie dem in Deutschland bekannten WDR-Know-how-Computer und heutige von Papiercomputern und dem LMC beeinflusste Computerspiele runden die Einführung ab.

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