Das deutsche Computerunternehmen Computertechnik Müller GmbH (CTM) aus Konstanz wurde vor 50 Jahren während der Industriemesse 1972 in Hannover gegründet. Es stellte dort in jenem Jahr sein erstes 16-Bit-Computersystem der mittleren Datentechnik CTM70 vor und sorgte damit für großes Aufsehen. Die CTM70-Systemfamilie entwickelte sich sehr rasant vom ersten Magnetkontencomputer mit Fädelspeicher (CTM70/400 bzw. /500) über ein Magnetplattenspeicher-System (800) bis zum Mehrplatzsystem (900), das aus einem Zentralrechner und bis zu 15 "intelligenten" Bildschirmarbeitsplatzrechnern (BAP70) bestand, und schließlich zum "Datenbankcomputer" CTM 9000 mutierte. Geistiger Vater dieser CTM70-Systemfamilie war der deutsche Computer-Pionier und Ingenieur Dr. h.c. Otto Müller, der leider vor zwei Jahren verstorben ist. Er hat die Systemarchitektur und das Herzstück der CTM70-Systemfamilie quasi im Alleingang entworfen. Ihm ist dabei ein Meisterwerk gelungen, das sich für die damalige Zeit durch etliche einmalige Eigenschaften auszeichnete und ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis bot. Der Autor war von 1977 bis 1990 Mitarbeiter in der Entwicklung der CTM – zuletzt Entwicklungsleiter. Er berichtet über den Computer-Pionier Otto Müller, wie er ihn – und seine Ehefrau Ilse – persönlich erlebt hat, sowie über die CTM70-Produktfamilie mit allen ihren Facetten. Dabei kommen die Besonderheiten und auch hervorzuhebende Details zur Sprache sowie manche Anekdote aus dem Arbeitsalltag mit den Müllers. Der Autor hat die Corona-Zeit dazu genutzt, sich nach langer Zeit wieder mit einem CTM70-System zu beschäftigen, und zwar mit seinem im Hobby-Keller etliche Jahre schlummernden TS 100 von 1977/1978. Dieses dem Ur-PC ähnelnde Desktop-System hat er mittels eines auf dem Raspberry Pi Pico basierenden Interfaces mit der heutigen IT-Welt verbunden. Was dabei herausgekommen ist, kann man sich in der Ausstellung ansehen.