Radnetz-Qualität mit OpenStreetMap-Daten auswerten

Alex Seidel

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Mit einem OSM-basierten Radverkehrs-Qualitätsindex möchten wir eine niedrigschwellige Methode zur Analyse von Radnetzen bereitstellen. Wir geben Einblicke in den Proof Of Concept aus Berlin, wo wir detaillierte OSM-Daten zur Bewertung der Radinfrastruktur erhoben und ausgewertet haben. Ein solcher Index macht Lücken im Netz und somit Handlungsbedarf für die Verkehrsplanung sichtbar und zeigt, wie klein der Bewegungsradius für vulnerable Gruppen wie Kinder auf dem Fahrrad zum Teil ist.

Die Eignung von Straßen und Wegen für den Radverkehr rückt im Zuge der Verkehrswende immer weiter in den Fokus von Stadtentwicklung und Verkehrsplanung. Und auch in OpenStreetMap hat sich in den vergangenen Jahren in Punkto Radverkehr viel getan: Vielerorts werden immer mehr und zunehmend vollständige Daten zum Radverkehr erfasst und die Standardisierung entsprechender Tagging-Schemata ist spürbar vorangeschritten.

In der Verkehrsplanung, der Wissenschaft und der GIS-Praxis finden sich eine Vielzahl von Fahrrad-Qualitäts-Indizes, die Daten zum Radverkehr mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen analysieren. Für viele werden inzwischen OSM-Daten herangezogen: Entweder, um fahrradfreundliche Strukturen und Umweltfaktoren abzuleiten oder das Wegenetz hinsichtlich vorhandener Radinfrastruktur zu bewerten. Letzteres bietet jedoch meist nur ein eingeschränktes Bild: Denn was sagt es aus, ob es einen physisch separierten Radweg gibt, wenn man nicht einschätzen kann, wie schmal und holperig er vielleicht ist?

OSM bietet jedoch eine optimale Datenbank, um auch detaillierte Radwegattribute systematisch und vergleichbar zu erfassen und damit weitergehende Infrastrukturanalysen zu ermöglichen. Während in der Vergangenheit vor allem die Existenz von Radwegen erfasst wurde, geraten zunehmend physische Details wie Breiten, Oberflächen oder Charakteristika der Trennung zu anderen Verkehrsarten in den Fokus. Ein gestiegenes Bewusstsein für den Mehrwert solcher Daten und neue Tools unterstützen diese Tendenz.

Diese Fortschritte haben wir zum Anlass genommen, die Entwicklung eines detaillieren, OSM-basierten Radverkehrs-Qualitätsindex zu starten. Damit lassen sich Radnetze vergleichbar analysieren, Lücken im Radverkehrsnetz identifizieren oder anschaulich zeigen, wie klein der Bewegungsradius für vulnerable Gruppen wie Kinder oder ältere Menschen auf Fahrrädern vielerorts noch immer ist. Solche Daten verfügbar zu machen kann einen großen Mehrwert für Planungsprozesse bieten, um gezielte Planungsmaßnahmen mit einer Perspektive auf komplette Netze statt einer Aneinanderreihung von Einzelmaßnahmen zu unterstützen.

In unserem Vortrag stellen wir unsere Überlegungen und ersten Ergebnisse für diesen Index vor, den wir in unserer Modellregion Berlin-Neukölln entwickelt, getestet und visualisiert haben. Dieser kann ein Aufschlag sein, um gemeinsam mit der Community einen offenen Index bereitstellen zu können, der sich – entsprechend gut gemappte OSM-Daten vorrausgesetzt – weltweit frei, niedrigschwellig und individuell anpassbar anwenden lässt.

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