Dr. Alexander Willner, Dr. Richard Figura, Dr. Christopher Frank and Robert Müller
In dem Vortag wird das Open-Source-QGIS-Plugin "Weißflächenkartierung" vorgestellt das eine automatische, reproduzierbare und konfigurierbare Weißflächenkartierung (WFK) für Planungsbüros und Projektierer ermöglicht. Neben Geobasisdaten und Fachinformationen können zusätzlich interne (auch listenbasierte) Daten (z.B. Blacklisting, Eigentümerinformationen, ...) integriert und somit auf Knopfdruck Zeit und Geld für weitere Analyseprozesse gespart werden.
Der Ausbau erneuerbarer Energieanlagen ist ein wesentlicher Bestandteil der kurz- und mittelfristigen Strategie zur Erreichung des 1,5°-Ziels. In einem so dicht besiedelten Gebiet wie Deutschland, ist es aber alles andere als ein Kinderspiel, konfliktfreie Standorte für Windkraftanlagen zu finden. Immissionsschutz, naturschutzrechtlich bedeutsame Gebiete, gesetzliche Abstandsregelungen für Anlagen untereinander oder auch zu bebauten Flächen, Landschaftspflege, Wasserwirtschaft, Luftverkehrsrecht, militärische Anlagen, … All das und noch einiges mehr muss bei der Identifizierung von Standorten bzw. bei einer nachfolgenden Potenzialflächenanalysen berücksichtigt werden. Bundeslandspezifische Regelungen erschweren und verzögern den Prozess der Analysen und Planungen zusätzlich.
In vielen Fällen wird die Weißflächenkartierung ‚von Hand‘ mit einem Geoinformationssystem durchgeführt. Dabei wird ein Zielgebiet definiert, welches durch Abzug überlagernder Ausschlussflächen wie Natur- oder Wasserschutzgebiete, Siedlungs- und Verkehrsflächen (plus Abstandsflächen), landschaftsprägender Anlagen, u.v.m. auf resultierende Weißflächen reduziert wird. Die manuelle Durchführung ist fehleranfällig und nur mühsam reproduzierbar. Auch vergleichende Durchläufe mit unterschiedlichen Grenzwerten und Vorgaben sind sehr aufwändig. Mit anderen Worten, es fehlen Transparenz und Effizienz.
Das quelloffene QGIS-Weißflächenkartierungstool "WFK" liefert transparente, reproduzierbare und skalierbare Ergebnisse auf Knopfdruck. Die Basis bilden Geodaten (fast) jedweden Formats (Shape, WFS, PostGIS, CSV, …). In einer XML-Datei werden die zu verwendenden Datenbestände und die zu befolgenden Regeln festgelegt. Diese XML-Datei kann unterschiedliche Konfigurationen enthalten, sodass verschiedene Landesgesetze, regionale Begebenheiten oder auch vergleichende Prozessdurchläufe darin reproduzierbar abgebildet werden können. Sind dann im WFK-Tool Zielgebiet und anzuwendende Konfiguration ausgewählt, erfolgt die Prozessierung automatisch per Mausklick.
Zusätzlich zu den festgelegten Abläufen der Weißflächenidentifizierung, können weitere Features konfiguriert und automatisiert eingearbeitet werden. Zum einen können über sog. Blacklisting Flächen ausgeschlossen werden, über die schon Vor- oder Spezialwissen existiert. Und zum anderen können Informationen z.B. über eine ehemalige Anfrage der Flächen und dessen Ergebnis an die Flurstücke gehängt werden, was in QGIS beispielsweise grafisch hervorgehoben werden kann. Diese Möglichkeit bietet ein einfaches Monitoring vorhandener Informationen in einer geografisch referenzierten Weise. Ein weiterer Pluspunkt ist die automatische Kategorisierung der resultierenden Weißflächen aufgrund eines vorhandenen Kriteriums. So könnte z.B. der Abstand zum nächsten Einspeisepunkt farblich dargestellt werden. Zudem erlaubt das Plugin eine einfache Selektion einzelner Flurstücke und einen direkten Download aller den selektierten Flurstücken zugehörigen Informationen, um eine Bestellung der Eigentümerinformationen bei den zuständigen Vermessungsämtern anzufragen.
Um die Konfiguration des Tools zu vereinfachen, ist auch hier ein GUI perspektivisch vorgesehen. Mit den geeigneten Daten ist jede Art von Weißflächenkartierung mit dem Tool möglich, egal ob es um Flächen für PV-Anlagen, Kindertagesstätten, Mobilfunkmasten, etc. geht.