Erpressung aus dem Internet - auf den Spuren der Cybermafia

Svea Eckert and Ciljeta Bajrami

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Manchmal sind es tausende, manchmal sind es zehntausende von Euros, um die vor allem junge Männer aus Deutschland bei Onlinescams betrogen werden. Die Scham ist zu groß, um darüber zu sprechen, schließlich ist „Mann“ selbst schuld daran. Es geht um Erpressung mit Nacktfotos, Liebes-Fallen und zweifelhafte Investments, die auf dem Vormarsch sind. Der Vortrag folgt den Spuren der Täter:innen und enthüllt eine prosperierende Scam-Industrie in Asien, fest in den Händen der chinesischen Mafia.

Aus Scham wollte er eigentlich gar nicht darüber sprechen. Sebastian (26 Jahre) flirtet mit einer Unbekannten aus dem Internet, sie schickt ihm Nacktfotos, fragt, ob auch er sich vor der Kamera für sie auszieht. Er fühlt sich geschmeichelt, sie verabreden sich zum Videocall, er masturbiert vor laufender Kamera. Davon werden Screenshots erstellt und eine Männerstimme fordert ihn auf 2.000 Dollar zu bezahlen, sonst würden die Bilder an all seine Instagram Freunde gehen. „Ich habe zu leichtsinnig im Internet vertraut“, sagt er rückblickend. Für viele Betroffene folgen neben der Scham und dem finanziellen Verlust Angstzuständen und Depressionen, immer gepaart mit dem Gefühl großer Hilflosigkeit, weil sich die Spuren im Netz verlieren.

Ausgehend von den Opfern folgen wir den Spuren von Onlineverbrechern, bei denen vor allem (junge) Männer ausgenommen werden. Es gelingt uns Kontakt aufzubauen, zu einem der selbst Täter war. „Neo“ nennt er sich: Der junge Chinese war auf ein verlockend klingendes Jobangebot als englisch Übersetzer eingegangen, wurde gekidnapped und in eine sogenannte Betrugsfabrik verschleppt.

Er berichtet und belegt mit Fotos sowie zahlreichen Unterlagen, wie in Myanmar entlang der Grenze von Thailand hunderttausende Menschen gefangen gehalten und ausgebeutet werden. Der junge Chinese erzählt von Folter und davon, wie sie dort hunderte Menschen im Internet und am Telefon pro Tag abzocken mussten. „Wer nicht gehorchte, bekam Schläge“, sagt er.

NGOs und andere Überlebende berichten von Elektroschocks und einem ausgeklügelten System von Menschenhandel und Ausbeutung. Interpol spricht inzwischen von einer aufsteigenden Industrie, die in der gesamten Region Südostasien an Umsatz inzwischen den Drogenhandel abgelöst hat. Rasante technische Entwicklungen, wie Übersetzungsprogramme, Bots und mit KI generierte Fotos und Videos sorgen dafür, dass sich der Betrug immer weiter globalisiert und nach Deutschland strahlt.

"Neo" gelingt es schließlich zu fliehen und hunderte interne Dokumente und Fotos aus der "Betrugsfabrik" heraus zu schmuggeln. Der Talk gibt einen Einblick in diese verborgene Welt.

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