Leah Meyerstack, Zoë Elisa Wilke, Yannic Heintzen, Stefan Stefanescu, Lucia Köhn and Jan Vincent Dufke
Egal ob Pinsel, Holz- oder Bleilettern, Layoutprogramm oder Facefilter – Werkzeuge spielen nicht nur eine große Rolle für die visuelle Kultur, sie formen auch unser Denken und Handeln. Als Designer*innen (und Hacker/Haecksen) geben wir einen Überblick auf die Entwicklung unserer Tools und interessieren uns dabei vor allem für Machtverhältnisse und emanzipatorisches Potenzial. Anschließend zeigen wir visuelle Experimente dieser Auseinandersetzung: Was passiert, wenn wir auf die bekannten Tools verzichten? Was kann alles ein Tool sein? Führt das falsche Tool noch zu einem richtigen Ergebnis?
“If all you have is a hammer, everything looks like a nail”
Im Herbst 1968 erschien zum ersten Mal der Whole Earth Catalog. Steward Brand, der Herausgeber dieser Publikation, präsentierte mit seinem Team darin eine Auswahl an Werkzeugen, um sie einer breiteren Masse zur Verfügung zu stellen. Die vorgestellten Werkzeuge reichten von Büchern über ökologische Landwirtschaft und die Aufzucht von Ziegen bis hin zu den ersten Synthesizern und Computern – die Gemeinsamkeit war, dass sie alle einem Bewusstseinswandel dienen sollten. Der Katalog funktionierte als eine Art „Google“ (Steve Jobs) und wurde zur Bibel der Gegenkultur an der US-amerikanischen Westküste. Bezeichnend für diese Bewegung war, dass bei ihrer Suche nach alternativen Lebensentwürfen Spiritualität und psychedelische Substanzen mit Technikoptimismus kombinierte. Es ging stets darum, das volle Potenzial des Menschen zu entfalten, Werkzeuge spielten dabei eine große Rolle: “To change the rules, change the tools” (Lee Felsenstein) . Wir suchen in der Reflexion über unsere eigenen gestalterischen Werkzeuge nach Anknüpfungspunkten an die Counterculture und benutzen in visuellen Experimenten Werkzeuge, die eigentlich keine sind. Außerdem betrachten wir, was aus den Utopien der 1960er Jahre geworden ist und wo sich welche Positionen in der heutigen Zeit wiederfinden.