Ob Linux, Windows oder macOS – aktuelle Benutzeroberflächen sind sich sehr ähnlich und bauen seit Jahrzehnten auf den gleichen Prinzipien auf. Dass es auch anders und vor allem einfacher geht, beweist das schon in den 80er-Jahren entwickelte Oberon-Betriebssystem. In diesem Vortrag zeige ich anhand konkreter Beispiele, wie sich die Bedienkonzepte des Oberon Systems von denen eines üblichen Linux-Systems unterscheiden.
Seit den 80er-Jahren setzen die verbreiteten Desktop-Betriebssysteme auf sehr ähnliche Bedienkonzepte: überlappende Fenster mit Scroll-Bars; Menüs und Dialogboxen; Textbearbeitung mit Ausschneiden, Kopieren und Einfügen; und vor allem eine klare Trennung zwischen Kommandozeile und grafischer Benutzeroberfläche.
Das ebenfalls in den 80er-Jahren von Niklaus Wirth und Jürg Gutknecht zu Lehrzwecken entwickelte Betriebssystem Oberon geht da zum Teil ganz andere Wege: Nicht überlappende Fenster teilen den verfügbaren Platz am Bildschirm auf; der durchgehende Einsatz von drei Maustasten und deren Kombinationen sorgt für präzises Positionieren von Fensterinhalten und das Kopieren von Text ohne Tastenkürzel und versteckte Zwischenablage; und statt eines simulierten Text-Terminals gibt es ein in die gesamte Benutzeroberfläche integriertes Kommandosystem.
Das Oberon System zeigt uns, dass für vieles, was wir heute bei der Bedienung mit Maus und Tastatur als gegeben hinnehmen, auch einfachere und effizientere Alternativen möglich sind.
Auch wenn das System für heutige Anwendungen nicht mehr konkurrenzfähig erscheint, kann es uns trotzdem als Vorbild auch bei der Entwicklung aktueller Benutzeroberflächen dienen.