Open Source bedeutet nicht nur »freier und einsehbarer Quellcode«, sondern i. d. R. auch Lizenzmodelle zur freien unentgeltlichen Nutzung. Und trotzdem gibt es Unternehmen, die mit hohem finanziellen Aufwand und einem fest angestellten Entwickler-Team kommerziell erfolgreich und qualitativ hochwertig Software entwickeln. Geld fließt über »Service und Support«-Verträge, die qualitätsgetestete Releases, Troubleshooting mit SLAs oder Betriebsunterstützung bieten. Und es basiert auch auf dem allgemeinen Verständnis, dass Hersteller für den Einsatz ihrer Software vergütet werden müssen, selbst wenn diese als FOSS zur Verfügung steht.
Die öffentlichen Verwaltung schreibt oft auch OSS-Beschaffungsprojekte alleine über den Preis aus. Das ruft Bieter auf den Plan, die die Idee und den Prinzipien von freier Software weder verinnerlicht haben, noch teilen: Also schmarotzender Trittbrettfahrer bieten Fremde Software zu reinen Betriebskonditionen und ohne jegliche Herstellervergütung an und schlagen so stets den ebenso anbietenden Hersteller oder dessen Partner. Gleich einem Kuckuck, der seine Aufzucht-Arbeit Anderen unterschiebt und dabei sogar noch deren Nachwuchs und Artgenossen tötet.
Die Folgen sind ruinös und entziehen jeder weiteren Entwicklung einer OSS in sehr kurzer Zeit die finanzielle Grundlage. Das OSS-Ökosystem wird durch Trittbrettfahrer, die gegen die Spielregeln spielen, rücksichtslos zerstört.
Verbände und Anbieter starten derzeit Initativen, die für eine faire und nachhaltige Beschaffung von Open-Source-Software sorgen soll. Ein „Code of Conduct“ könnte für ein gemeinsames Verständnis sorgen. Am Ende müssen ausschreibende Stellen und Beschaffer davon überzeugt werden, dass die Suche allein nach dem billigsten Anbieter die eigenen Wahlmöglichkeiten in der Zukunft zerstört. Und auch rechtlich gibt es Hausaufgaben zu erledigen: Wie können juristisch belastbare »Fair Use«-Klauseln aussehen, die Bestandteil von zwingenden Ausschreibungskriterien werden können?